Kinder trauern anders
Als Bestatterin und Mama von zwei Kindern, ist mir die Brisanz und Wichtigkeit diese Themas im Umgang sehr bewusst. Kinder stellen in großer Unbekümmertheit Fragen, an denen wir Erwachsene zu schlucken haben und mitunter keine passende Antwort finden. Dann ist es nicht immer leicht, unseren Kindern, die wir lieben und die wir in das Leben hineinführen wollen, eine ehrliche und der Altersgruppe entsprechende Antwort zu geben. Zu den schwierigsten und berührendsten Fragen des Lebens zählen die nach Endlichkeit, nach Tod und Sterben.
Hier haben wir eine kleine Informationsbroschüre geschrieben. Die Informationsbroschüren "Helft Kindern, den Tod zu verstehen" und "Was passiert mit Hilde Mück?" soll Ihnen helfen, in angemessener Weise über den Tod im Kreis der eigenen Familie sowie in Kindergärten und Schulen zu sprechen.
Alle 3 Broschüren erhalten Sie von uns kostenlos.
Außerdem haben wir in unserer Trauerbilbilothek viele Bilderbücher und Bücher, die sich mit Kindertrauer beschäftigen. Gerne können Sie diese Bücher bei uns ausleihen.
Auch wenn Sie Fragen haben, vielleicht auch einen bevorstehenden Trauerfall haben, kann ich Ihnen meine Unterstützung anbieten und gemeinsam können wir überlegen, wie wir den Kindern helfen können.
Ihre Stephanie Pitz
Wie wir mit dem Tod eines geliebten Menschen umgehen, wie wir mit unseren Kindern und Enkelkindern, Nichten und Neffen sprechen, welche Zuwendung Kinder und Jugendliche während dieser Zeit erfahren, ist ausschlaggebend für die weitere Entwicklung unserer Kinder, deren Trauerverarbeitung und spätere Lebensqualität. Oft werden Kinder während dieser Zeit isoliert, weil man sie beschützen möchte. Der Verlust eines nahestehenden Menschen, der Mangel an Erklärung und die Isolation kann Kinder sehr tief verunsichern.
Wir möchten Ihnen hier einige Orientierungshilfen geben.
Wichtig ist: Seien sie ehrlich mit dem Kind. Lügen Sie das Kind nicht an. Vermeiden Sie Sätze wie: „Papa ist verreist.“ „Oma ist eingeschlafen.“ Lassen Sie vor allem Jugendliche selbst entscheiden, wie viel sie wissen möchten und was sie verkraften können.
Geben Sie dem Kind, wenn es das möchte und wenn es möglich ist, Zugang zu dem Verstorbenen. Oft ist was Kinder sich vorstellen schlimmer als die Wirklichkeit.
Für Jugendliche kann es viel Bedeutung haben, wenn sie an der Gestaltung der Trauerfeier beteiligt sind. Vielleicht können sie bei der Auswahl eines eigenen Gedichtes oder Rituals helfen, Kerzen anzünden oder eine Collage mit Bildern des Verstorbenen zusammenstellen. Oft haben sie auch ihre eigenen Vorstellungen, die man kreativ mit einbauen kann. Nehmen Sie sie ruhig zu Besprechungen mit Pfarrer oder Trauerredner mit. Kinder können Sie gut zur Grabauswahl mitnehmen.
Bereiten Sie das Kind auf das vor, was während der Trauerfeier geschieht. (Menschen in schwarz; Menschen, die weinen; ein Sarg, der vielleicht am Ende in die Erde gelassen wird) Hier kann auch unser Bestatterlego hilfreich sein, hier können die Kinder spielerisch erfahren, was auf dem Friedhof passiert. (Das Bestatterlego kann kostenfrei von uns ausgeliehen werden)
Fragen Sie Jugendliche, ob sie einen Freund oder eine Freundin mitbringen möchten.
Bei jüngeren Kindern ist es am besten, wenn sie während der Trauerfeier von einem nahestehenden, aber nicht zu stark betroffenen Erwachsenen begleitet werden, der sich um das Kind kümmert.
Denken Sie darüber nach, vielleicht eine kleine, intime Trauerfeier nur mit und für die Kinder zu veranstalten. In unseren Räumen im Stammhaus in Sinsheim könnte dies zum Beispiel kurz vor der eigentlichen Trauerfeier stattfinden. In einem kleinen Rahmen können Kinder ihre Gefühle besser zum Ausdruck bringen und auch an der Feier gestalterisch teilnehmen.
Kinder haben oft weniger Berührungsängste als Erwachsene. Sie können auch zu offenen Aufbahrungen kommen, sollten allerdings darauf vorbereitet werden. (z.B. Oma wird ganz still in einem Sarg liegen. Sie wird sich nicht bewegen und wird sich ganz kalt anfühlen)
Hier kann auch gerne jemand von unserem Team dabei sein und wir bereiten dann, in Absprache, ein Abschiedsritual mit z.B. Blüten oder Weihwasser vor.
Jüngere Kinder fühlen sich oft für den Tod eines nahen Verwandten verantwortlich. Versichern Sie dem Kind, dass es nicht am Tod schuld is. Sagen Sie nicht: „Du musst jetzt stark für deine Geschwister, Mutter etc. sein.“ „Du bist jetzt der Mann im Haus“; „Wir dürfen nicht weinen“, „Du solltest.....“
Geben Sie dem Kind oder Jugendlichen Gelegenheit zum Reden, aber zwingen Sie sich nicht auf. Ein außenstehender Erwachsener kann da manchmal mehr erreichen. Wenn Sie zu tief betroffen sind, um Ihrem Kind die notwendige Aufmerksamkeit zu geben, sehen Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis um. Vielleicht gibt es jemanden, der den richtigen Draht aufbauen kann.
Manchmal stellen Kinder unbeantwortbare Fragen, auf die es aber insgeheim schon eine Antwort hat. (Sie wollen wissen, ob es ok ist, etwas zu denken oder zu glauben.) Wenn ein Kind fragt „Wo ist Oma jetzt?“, fragen Sie das Kind ruhig zurück, „Was glaubst du, wo sie ist?“ So werden Sie Ihr Kind besser kennenlernen und erfahren bestimmt einige kreative ErklärungenKinder und Jugendliche haben ihre eigene Art zu trauern. Seien Sie nicht überrascht, wenn Ihr Kind nicht weinen will, nach der Trauerfeier in die Disco gehen möchte oder Ihr Kind hinterher „Beerdigung spielen“ will und Bilder von Särgen malt. Unterbinden Sie diesen Ausdruck nicht, sagen Sie nicht „Male doch lieber was Fröhliches.“ Nutzen Sie die Gelegenheit, um mit dem Kind über den Verlust zu sprechen.
Auch Kinder müssen Ihre Trauer ausblenden und lernen mit dem Verlust umzugehen.
Sie tun das manchmal etwas anders als Erwachsene.
Setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung, wenn Fragen bestehen.
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